Vom casino in der Metropole – so würde man auf Italienisch diesen Zustand von natürlichem Chaos wohl bezeichnen, das einen Mitteleuropäer schon einmal aus der Fassung bringen kann –, über pittoreske Ecken in Städten und Landschaften bis zu ausgezeichnetem Essen hat der Golf von Neapel alles zu bieten. Doch unsere Reise war weit mehr als Pizza und Pasta, ja, auch wenn die Fotos mit ihren von Sonne und Schweiß glänzenden Gesichtern Urlaubsgefühle wecken, stellten wir vor Ort schnell fest, dass wir uns auf einer wahren Kultur- und Bildungsreise voller Highlights befinden.
Der Golf von Neapel bietet nämlich Sehenswertes aus beinahe allen Epochen der Menschheitsgeschichte. Schon um 600 v. Chr. kamen griechische Siedler dorthin, im 6. und 5. Jahrhundert erbauten sie in Paestum (auf Griechisch zunächst Ποσειδωνία) schließlich großartige Tempelanlagen, bei denen man nicht anders kann, als ins Staunen zu geraten:
Ich finde es sehr faszinierend, welchen Stellenwert die Götter damals hatten. Ich kann es mir gar nicht wirklich vorstellen, wie die Menschen um 450 v. Chr. solche Tempel erbauen konnten. Einfach unerklärlich, wie sie damals solch große Steine aufeinandergesetzt haben, damit am Ende so schöne Tempel entstehen. Auf jeden Fall nennenswert sind die Details, wie zum Beispiel die Säulenanzahl an der Länge und an der Breite, die bei jedem Tempel genau bestimmt und berechnet wurde. Gleich gefolgt vom Vulkan Vesuv sind der Hera- und der Poseidon- Tempel in Paestum meine Highlights der Reise. – Tobias (7b)
Doch auch die eher an römischer Geschichte und Kultur Interessierten kamen auf ihre Kosten: Nach der Eroberung durch die Lukaner, ein italisches Volk, um 400 v. Chr. wurde Paestum im 3. Jahrhundert v. Chr. Teil des römischen Einflussgebietes – auch aus dieser Zeit gibt es viele archäologische Funde. Weitaus beeindruckender waren für uns jedoch die Kunstschätze, die Archäolog:innen durch nach wie vor ungebrochene Ausgrabungen in Pompeji immer wieder zutage befördern. Teilweise konnten wir sie in situ, also in den touristendurchströmten Gassen der antiken Stadt, teilweise im Museo Archeologico Nazionale di Napoli bewundern. Diesen Glücksfall verdanken wir einem weiteren Highlight unserer Reise, dem Vesuv. Auch heute ist er noch einer der aktivsten Vulkane der Welt; 79 n. Chr. hüllte er die Stadt Pompeji in eine heiße Aschewolke und konservierte so die zahlreichen Wandmalereien und Gebäude für die Nachwelt.
Bereits die Busfahrt auf der engen und sehr kurvenreichen Strecke auf den Vulkan hinauf war sehr spannend. Als wir aus dem Bus ausstiegen, war ich direkt überrascht, wie kalt es oben eigentlich war. Nach einem steilen Aufstieg standen wir schlussendlich vor dem gewaltigen Krater des Vesuvs. An einigen Stellen konnte man Rauch erkennen, der im Schlund zwischen den Steinen emporstieg. – Felix (7b)
Nach so vielen Ausflügen wollten wir hatten wir uns die abendliche Pizza wirklich verdient! Schließlich wollten wir uns auch abseits der kulinarischen Genüsse in den Pizzerien und Trattorien von Neapel die dolce vita (ohne das far niente, versteht sich) genauer verstehen. Was könnte sich da besser eignen als ein Abstecher auf Capri, eine wahre Insel der Reichen und Schönen und Namensgeberin der insalata caprese?
Trotz der unzähligen Highlights in Neapel hat es mir insbesondere Capri angetan: Angefangen von der Morgenstimmung auf der Fähre bis hin zur malerischen Landschaft der Insel. Während der Wanderung konnte man sowohl seinen eigenen Gedanken nachhängen als auch in der Gruppe Spaß haben. Wie ein Paparazzo kann man durch die Stadt und ihr Umland streifen, dadurch, dass auf Capri an jeder Ecke einzigartige Fotomotive zu finden sind. Einmalig macht die Insel auch, dass sich am Hafen wenige und im Zentrum oben überhaupt keine Autos befinden. – Gunilla (7a)
Promis haben wir leider keine beim Baden gesichtet, doch die eine oder andere Villa ließ sich schon erspähen – neben verschiedenen illustren Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, sollen heute noch etwa Orlando Bloom oder auch Heidi Klum dort hin und wieder urlauben.
Zurück in Linz müssen wir nicht nur mit weit tristeren klimatischen Gegebenheiten, mit einer Ruhe in der heimatlichen Innenstadt, die wir so länger nicht wahrgenommen haben, sondern auch mit der Absenz von köstlicher Pizza und antiken Highlights zurechtkommen. Sehr wahrscheinlich waren wir alle nicht zum letzten Mal in Neapel!
Bericht: Lukas Öttl